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Widerstand gegen die Maschine

Wie Protestaktionen weltweit und in Deutschland den Umgang mit Künstlicher Intelligenz herausfordern:

Künstliche Intelligenz (KI) gilt vielen als Motor von Innovation und Fortschritt. Doch je stärker die Systeme in unseren Alltag, in Politik, Kultur und Wirtschaft eingreifen, desto lauter werden auch die Stimmen des Protests. Von London bis Berlin, von New York bis Grünheide formieren sich Künstler:innen, Bürgerrechtsgruppen und Umweltschützer:innen, die vor den Risiken der Technologie warnen und klare Grenzen einfordern.

Künstler:innen weltweit gegen den „Datenraub“

Eine der sichtbarsten globalen Aktionen kam aus der Musikszene: Über 1.000 Künstler:innen in Großbritannien veröffentlichten 2025 ein „stilles Album“ auf Spotify und Apple Music – jede Spur 30 Sekunden absolute Stille.

Die Musikerin Imogen Heap, eine Mitinitiatorin, erklärte:

„Wir sind keine Datenquelle, wir sind Menschen. Wenn unsere Stimmen und Melodien in Maschinen verschwinden, ohne dass wir zustimmen oder beteiligt werden, verlieren wir unsere Kunst.“

Auch in den USA haben sich prominente Autor:innen gegen den Einsatz ihrer Texte in KI-Modellen gewehrt. Der Schriftsteller Jonathan Franzen formulierte es so:

„KI ist wie ein gigantischer Staubsauger für geistiges Eigentum. Sie saugt alles auf – und hinterlässt leere Räume dort, wo Kreativität war.“

Aktuell sorgt auch die Band Massive Attack für Schlagzeilen: Sie zog ihre Musik von Spotify zurück – aus Protest gegen Investitionen von CEO Daniel Ek in militärische KI-Projekte.

Proteste gegen KI-Überwachung und Kriegstechnologie

Medienwirksam war auch der Protest in Genf während des „AI for Good Summit“ 2024. Aktivist:innen hielten Schilder mit der Aufschrift „AI for War“ in die Kameras. Eine Sprecherin der Gruppe erklärte:

„Solange Unternehmen wie Google und Microsoft an Projekten mit militärischem Nutzen beteiligt sind, ist KI nicht ‚for good‘ – sondern ein Werkzeug des Krieges.“

In Deutschland warnt die NGO AlgorithmWatch seit Jahren vor biometrischer Überwachung. Sprecherin Angela Müller sagte im Frühjahr 2025:

„Gesichtserkennung im öffentlichen Raum ist das Ende der Anonymität. Wer auf einer Demo steht, darf nicht für immer in Datenbanken landen.“

Auch global formieren sich Bewegungen wie die Kampagne „Stop Killer Robots“, die ein internationales Verbot autonomer Waffensysteme fordert.

Arbeitskämpfe: Wenn KI Jobs ersetzt

Neben kulturellen und ethischen Fragen geht es zunehmend auch um Arbeitsplätze. TikTok-Moderator:innen in Berlin traten 2025 in den Streik, nachdem ihre Stellen durch KI-gestützte Moderationssysteme bedroht waren.

Noch drastischer agierten Aktivist:innen in London und den USA: Sie traten im September 2025 in den Hungerstreik vor den Büros von DeepMind und Anthropic – mit der Forderung, die Entwicklung besonders mächtiger KI-Systeme zu pausieren, bis deren Sicherheit geprüft ist.

Umwelt und Energiehunger der KI im Fokus

Auch die ökologischen Folgen der KI werden zunehmend zum Thema. In Grünheide bei Berlin, wo Tesla seine Gigafactory betreibt, sprechen Aktivist:innen offen von einer „Digitalisierung auf Kosten der Natur“.

Die Initiative „Tesla stoppen“ schreibt:

„Der Wasserverbrauch dieser Fabrik ist gigantisch. Wenn jetzt noch Rechenzentren dazukommen, die KI antreiben, trocknet unsere Region buchstäblich aus.“

Ähnliche Stimmen werden international laut. In Dublin blockierten Aktivist:innen 2024 den Bau eines neuen Rechenzentrums. Einer von ihnen erklärte gegenüber der Presse:

„Wir können nicht gleichzeitig Klimaneutralität versprechen und Energie-Monster wie diese bauen. KI braucht Strom – und dieser Strom fehlt dann woanders.“

Medien und Demokratie im Spannungsfeld

Die Medienbranche erhebt ebenfalls ihre Stimme. In Berlin kritisierte eine Allianz aus Verlagen und Sendern Googles neue KI-Zusammenfassungen („AI Overviews“).

Ein Sprecher des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger sagte dazu:

„Wenn Google Inhalte einfach zusammenfasst, verschwinden die Originalquellen. Das ist Gift für unabhängigen Journalismus – und am Ende für die Demokratie.“

Auch international klingen die Warnungen ähnlich. Maria Ressa, philippinische Journalistin und Friedensnobelpreisträgerin, erklärte:

„Ohne Regeln wird KI zur größten Desinformationsmaschine, die wir je gesehen haben. Sie bedroht freie Wahlen auf der ganzen Welt.“

Fazit: Ein globaler Chor der Skepsis

Ob „stilles Album“, Hollywood-Streiks, Hungerstreiks, Anti-Überwachungs-Petitionen oder Umweltproteste: Der Widerstand gegen KI ist vielstimmig und international. Während Künstler:innen ihre Rechte verteidigen, warnen Bürgerrechtsgruppen vor Überwachung, und Umweltbewegungen kritisieren die gigantische Infrastruktur.

Deutschland – und besonders Berlin-Brandenburg – steht mitten in diesem Diskurs. Die Proteste gegen Googles KI-Angebote, gegen Überwachung in Hamburg oder gegen Tesla in Grünheide zeigen, dass sich die globalen Debatten hierzulande in lokales Handeln übersetzen. KI ist längst nicht nur eine Frage der Technik, sondern ein gesellschaftlicher Konflikt, der weltweit auf den Straßen, in Gerichtssälen und in den Medien ausgetragen wird.

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